Nach ca. 5 Monaten und rund 12.000km mit unserem neuen Hymer Grand Canyon S Crossover ist es Zeit für ein erstes Fazit.
Um es vorweg zu nehmen:
Die Karre lässt sich super gut fahren. Er ist in fast jeder Situation gut beherrschbar; die 4,4 Tonnen merkt man ihm vollbeladen kaum an – Außer bei Bergpässen (wir waren mit ihm auf der Transalpina Hochstrasse und dem Transvaragan) – da tut er sich schon schwer.
Zudem sind die Offroad-Fähigkeiten für unsere Strecken absolut OK.
Mit der Luftzusatzfederung von Goldschmitt häng er nicht und bügelt auch gröberer Schlaglöcher gut aus. Schotterpisten sind sein Metier.
Schlamm mag er nicht so gern. Da wird er doch arg schwammig und rutscht auch mal. Das kann aber auch an unserer Unerfahrenheit im Offfroadfahren liegen 🙂
Wir haben das Fahrzeug Anfang Mai als Neuwagen übernommen und “BI357”, Lang: “BIEST”, getauft. Da es ein Crossover Sondernmodell ist, haben wir lediglich ein paar Kreuzchen in der Ausstattungsliste machen können. Das Fahrzeug hat somit Vollausstattung inkl. Aufstelldach.
Der Verbrauch ist für ein solch schweres Fahrzeug unseres Erachtens moderat. Egal wie man ihn tritt, er genehmigt sich 11,5 – 12,5 Liter Diesel.
Jetzt zu den Pro und Kontras des Fahrzeugs:
Pro:
- Sprinter 4*4 und seine Assistzenzsysteme
- Zusatzluftfederung von Goldschmitt
- Aufstelldach für eine weitere Person
- Super bequeme Frontsitze
- Gute Küche inkl. großem Kühlschrank
- Absolut akzeptable Verarbeitungsqualität der Möbel
- „Stauraumwunder“
- Werkseitiger Unterfahrschutz für Motor
- Das Aufstelldach lässt sich sehr einfach bedienen (trotz fehlender Automatik)
- Stromversorgung & Autarkie ist für solch einen Kastenwagen super.
- 100L Frischwassertank
- 2 Klokassetten
Kontras:
- Kein werksseitiger Wagenheber – Für ein Allradfahrzeug ist das eigentlich eine Disqualifikation
- Kein werksseitiges Ersatzrad – Für ein Allradfahrzeug ist das eigentlicheine Disqualifikation
- Kein werksseitiger Radmunternschlüssel – Für ein Allradfahrzeug ist das eigentlicheine Disqualifikation
- Keine Auffahrkeile
- kein werksseitiger Unterfahrschutz für das Differential
- Querschläfer
- Fehlende Klimaanlage im Wohnraum
- Qualität der von Hymer eingebauten Lautsprecher (absolut unterirdisch)
- Qualität der von Hymer eingebauten DVBT-Antenne (absolut unterirdisch)
- Keine Möglichkeit eine SAT Schüssel zu montieren
- Sitzkomfort auf der Rücksitzbank
- Isolierung ist mindestens an den Hecktüren nachweislich nicht vorhanden.
- Das Hymer Verdunkelungssystem ist eine Katastrophe; klappert; Verriegelung löst sich währende der Fahrt
- Zu wenig Lampen; Qualität der Lampe im Schlafdach
- Sitzbankauflag rutscht während der Fahrt
- DIE USB Anschlüsse und die Zigarettenanzünderanschlüsse im Fahrerbereich sind nicht optimal angebracht und zu wenig
- Der Safe ist ein wenig zu klein um bspw. einen 13“ Laptop unterzubringen; da fehlen 5mm in der Türöffnung
- Waschbecken im Badezimmer läuft nicht richtig ab und lässt sich auch schlecht reinigen
- Klorollenhalter ungünstig angebracht
- Im Wohnraum sind viel zu viele TV Steckdosen (3) dafür zu wenig USB Steckdosen (2); Die werksseitige TV Verkabelung wurde total lieblos (teilweise) sichtbar verlegt
- Der Gasflaschenschrank ist nicht hoch genug für 5 KG Flaschen. Es passen nur 3KG Flaschen rein. Für lange Touren schlecht, da es diese Größe im Ausland nur schwer gibt
- Lüftung am Heckbett nicht ausreichend – Warum wurde klein Heckfenster in den Ohren vorgesehen?
- Fehlende Frontpieper – Keine Einparksensoren vorhanden;
- Das Fahrzeug hat keinen Rückspiegel – Vernünftige digitale Rückspiegel die optisch und größenmäßig gut integrierbar sind (bspw. aus dem LKW Bereich) sind für das Fahrzeug schwer zu beschaffen.
- Die Trittstufe knarzt
- Der Ton des Fernsehers ist katastrophal
- Haltegriffe auf der Fahrer-/Beifahrerseite fehlen bedingt durch die Hymer Verdunkelung.
- Keine Außenbeleuchtung vorhanden
- Keine Außengassteckdose vorhanden
- Es regnet bei ausgefahrener Markise zwischen Markise und Fahrzeug durch; Zudem ist die Markise einige cm „nach vorne“ zu kurz – wenn es regnet; Das herausziehen der Markisenkurbel ist ein wenig hakelig.
- Im WC fehlt ein Fliegengitter sowie eine elektrische Entlüftung (Durch das Hochdach hat das WC kein Heki); Im Herbst/ Winter gibt das sicherlich ein Feuchtigkeitsproblem
- Die werksseitige Aufstiegsleiter ist sperrig, hat keinen festen Stauplatz;
- Aufstieg / Abstieg ins Heckbett ohne Treppe sehr mühselig.
Zugegeben: Die Kontraliste ist schon lang…
Da wir aber ein Allrad-Fahrzeug zu einem noch vorstellbarem Preis haben wollten, lassen sich die meisten Kontra-Punkte mit ein wenig Nachrüstung beseitigen. Wir haben direkt nach Auslieferung einige für uns wichtige Dinge nachgerüstet bzw. ausgetauscht:
- Delta Frontbügel
- Overland Schnorchel
- Overland Blinkergitter
- Overland Unterfahrschutz für das Differential
- Overland Verstärkung der Radaufhängung
- Overland Heckträger
- Overland Reserveradhalter
- Overland Heckbox XXL
- Overland Auffahrkeilebox
- 3*Overland Fahrradträger
- Overland Stauboxen für die Frontsitze
- Overland Fahrerhausstaufach
- Overland Schuhbox für die Tür
- Overland Heckauszug für den Laderaum
- Overland Mückengitter
- Overland Hecktüraufsteller
Klar sind dabei einige Dinge rein kosmetischer Natur, aber insbesondere das Heck-Setup mit Staubox, Fahrradträger und Reserveradhalter ist einfach nur genial. Unverzichtbar ist dabei allerdings aufgrund des Gewichts der Türen der Hecktüraufsteller.
Durch das Heck-Setup kommen wir allerdings an die Belastungsgrenze der Reifen / Felgekombination der Hinterachse. Daher müssen demnächst wohl oder übel noch andere Felgen sowie eine Spurverbreiterug drauf. Ansonsten haben wir das Problem, dass wir bei voller „Urlaubsbeladung“ keine Fahrräder mehr hinten dran hängen dürfen, da das ZGG von 2450 KG an der Hinterachse bzw. 4400 KG für das Gesamtfahrzeug zu dritt schnell überschritten wird.
Bzgl. des Hifi Sounds hat das Fahrzeug bei Auslieferung das Problem, das auf der Rückbank quasi nichts zu verstehen ist und die Standardlautsprecher von Mercedes einen extrem dominanten Mittenlautsprecher hat, welcher extrem Mittenlastig und laut ist. Ein Stereoeffekt ist quasi nicht vorhanden.
Wir haben recht aufwändig im Fahrer- / Beifahrerbereich die werksseitigen Lautsprecher durch ein System von Option und Gladen austauschen lassen.
Vorne ist jetzt in den werksseitigen Einbauplätzen ein Option 2-Wege System 907
bzw. Gladen Mittenlautsprecher sowie ein Gladen Mittellautsprecher eingebaut. Zudem wurden die vorderen Türen mit Alubutyl gedämmt.
Im Heckbereich über den Heckbetten tut jetzt ein Gladen 2-Wege System (RS X 130) seinen Dienst und über dem Mittelplatz sind zwei 2-Wege Lautsprecher von Alpine SPC R 1005 montiert.
In einem der hinteren Staufächer steht als Tieftöner noch ein Gladen RS X08 Subwoofer. Der Platz ist nicht ideal – aber woanders passt einfach kein Subwoofer hin.
Befeuert wird das Ganze durch einen Gladen / Masconi Pico 8/10 Verstärker der unter der Mittelkonsole verbaut ist.
Cool ist, dass jetzt auch der Ton des Fernsehers über die Lautsprecher wiedergegeben wird.
Die Empfangsproblematik des Fernsehers haben wir zumindest für Deutschland gelöst, indem wir eine DVB-T Außenantenne von Megassat an den Heckträger montiert haben. Das Kabel lässt sich unauffällig im / am Träger verstecken und der Empfang ist für DVB-T in Deutschland sehr gut. Statt knapp 20 Sender mit der Hymer Antenne sind jetzt über 100 im Normalfall empfangbar. Bei besserer Qualität.
Das Problem mit dem fehlenden SAT Empfang haben wir noch nicht gelöst. Auf das Hochdach lässt sich ohne großen Aufwand keine SAT Schüssel montieren. Die tragbaren Lösungen (bsw. von Berger) sind zu groß und nehmen zu viel Stauraum in Anspruch.
Apropros Stauraum:
Wir haben immer 3 kombinierte Klapp-Sitz-Liegestühle dabei. Diese nehmen ziemlich viel Platz ein. Um diese vernünftig verstauen zu können, haben wir zwischen Möbel und Hecktür passende Garagenhaken angeschraubt. In diese lassen sich die Stühle extrem einfach und sicher verstauen.
Ähnlich sind wir mit Markisenkurbel, Radkreuz und Drehmomentschlüssel und Angel verfahren: Wir haben Werkzeughalter für diese Teile an die rückwärtigen Möbel geschraubt. Zur Sicherung haben wir noch Klettbänder in die Werrkzeughalter eingespannt – Die Konstruktion hält Bombenfest.
Für den Heckauszug haben wir eine Kombination aus 8 Euroboxen, die den Auszug optimal füllen.
Die Heckbox:
In diesem Teil ist der ganze Kram verstaut, der für die Außenaktivitäten notwendig ist:
Seile, Grillkorb, Wasserschlauch, Gasschlauch für den Grill und ein Stromkabel. Außerdem ein Grill.
Hier ist zu beachten, dass unser Standard Webergrill leider nicht hineinpasste. Wir mussten uns einen passenden Reisgrill besorgen. Hier viel die Wahl auf den Grill von der Fa. Burnhardt inkl. Gasflaschenvanschluß. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erweist sich das Teil als äußerst guter Reisebegleiter.
Ebenso die Aufroller für Wasserschlauch, Gasschlauch und Stromkabel.
Das Stromkabel brauch man im übrigen sowieso nur selten. Mit drei Personen, 24-Stunden Dauerlüftung auf „volle Pulle“, Kühlschrank fast auf Maximum und intensiver Handyladetätigkeit, halten die Akkus des Hymer bei uns mindestens 3-4 Tage (im Sommer bei 40 Grad).
Im Winter bei wenig Sonne sieht das sicherlich anders aus – aber 2 Tage geben wir den Batterien da auch.
Der Kühlschrank ist prima. Selbst bei maximaler Stufe im Sommer friert der Inhalt kaum an, das Gefrierfach ist aber trotzdem souverän in der Lage Wassereis und Eiswürfel zu produzieren. Leider wird die entstehende Abwärme nicht – wie wir es von Amerikanischen RVs gewohnt sind – nach außen abgeführt, sondern in den Wohnaufbau.
Die USB Steckplätze und die Stromversorgung im Bereich des Fahrers und des Beifahrers sind ausbaufähig. Insbesondere deswegen, da das Fahrzeug im Ausland ja größtenteils mautpflichtig unterwegs ist und ggf. Mautboxen angeschlossen werden müssen. Zudem gibt es keine dezente Anschlußmöglichmeit für zwei Mobiltelefone mit apple car play oder google car, für die ja die Halteschalen Links und rechts des Bedienpanels vorgehen sind. Die Ladekabel hängen einfach stumpf herum.
Auch fehlt eine Stromversorgung im Bereich der oberen Windschutzscheibe (Wo die Absrtandskamera untergebracht ist) um bspw. eine Dashcam ohne großen Aufwand installieren zu können.
Die Haltegriffe lassen sich halbwegs einfach nachrüsten. Anleitung folgt.
Die Lösung bzgl. des hohen Betteinstiegs ist so einfach wie genial: Die werksseitige Leiter um in das obere Hochdach zu kommen ist ziemlich sperrig und hat keine passende Verstaumöglichkeit.
Also haben wir uns kurzerhand für das Hochdach eine einschiebbare Leiter zugelegt. Die Originalleiter war somit obsolet und übrig.
Mit einer Kappsäge und einem Aluminiumsägeblatt kann man die Leiter jetzt kürzen. Füße und Haltehaken können entsprechend von der Originalleiter verwendet werden. Fertig ist eine kurze Einstiegsleiter für das Heckbett. Diese kann sogar während der Fahrt dort verbleiben.